Der weibliche Zyklus & die Leistungsfähigkeit im Sport!
Gemeinsam mit Saskia Veldenzer, Jeannine Zubler und Nina Petrzilek setzen wir uns dafür ein, das Bewusstsein für den weiblichen Körper und den damit verbundenen Menstruationszyklus zu stärken. Wir möchten aufzeigen, wie hormonelle Schwankungen einen entscheidenden Einfluss auf unsere mentale und körperliche Verfassung haben.
Dieses Verständnis eröffnet eine neue Perspektive und fördert Entspanntheit: Wir vermitteln fundiertes Wissen über den Menstruationszyklus und ermutigen Frauen, ihren Zyklus nicht als Hindernis, sondern als wertvolle Ressource zu betrachten. So können sie ihre persönliche Super-Power im Sport entdecken und ihre individuelle Erfolgsgeschichte schreiben!
In unseren Kletterkursen in der Kletterhalle Griffig in Uster legen wir neben der Action an der Wand auch einen besonderen Fokus auf deinen Zyklus. Die Auseinandersetzung damit ist ein Angebot, kein Müssen – jede Kursteilnehmerin entscheidet selbst, ob sie sich ihrem Zyklus zusätzlich widmen möchte oder nicht.
Unser Ziel ist es, einen Mehrwert zu schaffen, indem wir Frauen helfen, besser im Einklang mit ihrem Zyklus zu leben. Wir lernen, Ruhephasen bewusst zu integrieren und zu erkennen, wann wir unsere volle Power entfalten können. Unsere Sport- und Mentalcoachin Saskia Veldenzer gibt dir dabei tiefgehende Einblicke in den weiblichen Zyklus und stellt dir Werkzeuge zur Verfügung, die du während des Kurses und darüber hinaus nutzen kannst.
Am letzten Kursabend reflektieren wir gemeinsam und tauschen unsere Erfahrungen aus. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie wir in nur fünf Wochen unseren Körper durch gezielte Analyse besser kennenlernen. Nun möchten wir dir zunächst einige theoretische Grundlagen zum Thema Menstruationszyklus näherbringen!
Der Menstruationszyklus
Im Durchschnitt dauert ein Menstruationszyklus zwischen 23–35 Tagen, jedoch weisen gerade junge Frauen und Frauen, die intensiv Sport treiben, einen zum Teil (sehr) unregelmässigen Zyklus und eine Prädisposition für Zwischenblutungen und einen fehlenden Eisprung auf.
Jeder Zyklus beginnt mit dem ersten Tag der Menstruation und endet mit dem letzten Tag vor der nächsten Menstruation. Der Menstruationszyklus kann aus hormoneller Sicht in zwei Zyklusphasen, die sogenannte Follikelphase (Menstruation, Eireifung) und die Lutealphase (Eisprung bis zur nächsten Menstruation) unterteilt werden (vgl. Femnetic, 2024, S.9).
Da die jeweiligen Phasen meist nicht gleich lang sind, ist es besser von Zyklusphase, anstelle von Zyklushälfte zu sprechen.

Abbildung 1: Modell des physiologischen Menstruationszyklus, Marta Pucci [online]
Ohne eine Schwangerschaft geht der Gelbkörper nach ca. 12–16 Tagen zugrunde. Der dadurch resultierende starke Abfall von Progesteron und Östrogen löst die Menstruationsblutung aus und das nicht befruchtete Ei wird mit der aufgebauten Gebärmutterschleimhaut ausgeschieden. Die Phase der Menstruation dauert im Mittel 4–5 (+/-2) Tage. Durch die nun tiefe Östrogenkonzentration wird in der Hypophyse vermehrt FSH (Follikelstimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes Hormon) gebildet und es folgt ein neuer Zyklus der Follikelreifung. Die Hypophyse oder auch Hirnanhangdrüse ist eine Art Schnittstelle zwischen dem Hypothalamus und den Zielorganen. Der Hypothalamus koordiniert und reguliert als wichtige Schaltzentrale im Gehirn diverse Körperfunktionen und ist ein wichtiges Steuerorgan innerhalb des Hormonsystems. Man könnte also auch behaupten, dass der Menstruationszyklus im Gehirn startet.
Die Schaltzentrale Hypothalamus produziert verschiedene Hormone welche der Hypophyse sagen, ob beispielsweise FSH oder LH ausgeschüttet werden soll. FSH stimuliert die Follikelreifung und fördert die Produktion der Östrogene im Eierstock, worauf in den Ovarien mehrere Follikel gebildet werden, welche jeweils eine Eizelle enthalten. Auf Grund des gebildeten Östrogens fällt kurzfristig die FSH-Konzentration und der Follikel mit den meisten FSH-Rezeptoren überlebt und bildet weiter Östradiol, welches für den erneuten Aufbau der Uterusschleimhaut sorgt und über positive Rückkopplungsmechanismen zu einer starken GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon) Ausschüttung im Hypothalamus führt. Die grossen Östrogenmengen und die erhöhte GnRH-Ausschüttung regen die Hypophyse zur Ausschüttung von LH an. Das LH löst den Eisprung aus und fördert die Entwicklung des Gelbkörpers aus dem Follikel.
Durch die hohe Ausschüttung von Östrogen kurz vor dem Eisprung werden die Bildung von Serotonin und Dopamin angekurbelt, beides Hormone und Botenstoffe, welche sich stark positiv auf das Wohlbefinden, Antrieb, Lust, Energie, Selbstbewusstsein und Motivation auswirken, antidepressiv wirken und die sensorischen Fähigkeiten verbessern (vgl. Kuhl, 2002, S.1). Östradiol gilt als Pendant zum Testosteron und hat eine anabole (aufbauende) Wirkung auf die Gewebestrukturen des Körpers. Parallel zur anabolen Stoffwechsellage und dem hohen Energielevel, ist die antioxydative Fähigkeit des Organismus erhöht, was bedeutet, dass der oxydative Stress gemindert wird, welcher u.a. für eine verlängerte Erholungszeit, Gewebeentzündungen und Infektanfälligkeit verantwortlich gemacht wird. Von allen Zyklusphasen weist diese die variabelste Länge auf, welche häufig durch externe und interne Stressfaktoren beeinflusst wird.

Eisprung
Bei der Benutzung von Zyklus Apps wird zu einem Grossteil von einem 28 Tage Zyklus ausgegangen, d.h. die App wird dir wahrscheinlich um den 14. Zyklustag den Eisprung voraussagen. Andere Apps berechnen den vermuteten Eisprung aus deinen zuletzt getrackten Zyklen. Wir sind nicht nur Individuen, sondern reagieren auch in jedem Zyklus hormonell individuell. Durchleben wir gerade eine beispielsweise stressige oder emotional herausfordernde Zeit, fordern unseren Körper durch ausserordentliche Belastungen oder einem zu hohen Trainingspensum heraus oder sind krank, kann sich der Eisprung nach hinten verschieben. Auch kann uns keine App sagen, ob wir überhaupt einen Eisprung haben.
Wenn du dich also genauer mit deinem Körper auseinandersetzen sowie dich und deinen Körper besser kennen lernen möchtest, empfiehlt es sich, den Eisprung anhand von verschiedenen Körpersignalen selbst erkennen zu lernen. Viele Frauen fühlen sich um den Eisprung herum meistens sehr wohl und attraktiv. Das eigene Körpergefühl und auch der sogenannte Mittelschmerz sind allerdings sehr unsichere Zeichen. Deutlich genauer kann der Eisprung mit Hilfe der symptothermalen Methode getrackt werden. Hier wird der Zervixschleim, der Muttermund und die Basaltemperatur beobachtet.
Lutealphase (Östrogen und Progesteron)
In dieser für jede Frau individuell relativ konstant (10)12–14 Tage andauernden Phase wird durch den Einfluss von LH aus der Hülle des ehemaligen Follikels der sogenannte Gelbkörper (Corpus Luteum) gebildet. Dieser Gelbkörper beginnt Progesteron zu produzieren, was zu einem weiteren Aufbau der Uterusschleimhaut und über eine negative Rückkopplung zur Inhibition von FSH im Gehirn führt. Sofern es nicht zur Befruchtung kommt, wird der Gelbkörper vom Körper wieder abgebaut.
Progesteron erreicht etwa acht Tage postovulatorisch seinen Höhepunkt und wirkt wie ein Beruhigungsmittel, macht zudem den Darm träge und erhöht die Atem- und Herzfrequenz im Ruhezustand. Neben der katabolen (abbauenden) Wirkung auf die Muskulatur bewirkt Progesteron einen erschwerten Zugang des Gewebes zu Aminosäuren (vgl. Sims, 2021, S. 23). Nach dem Eisprung steigt die Körpertemperatur der Frau um 0,5–1 Grad Celsius an, Progesteron verzögert zudem die Schweissreaktion und zieht zusammen mit der Östrogenwirkung Flüssigkeit in die Zellen, was erklärt, warum sich viele Frauen schwer und aufgebläht fühlen und einen noch grösseren Leistungseinbruch in Zusammenhang mit hohen Aussentemperaturen erleben (vgl. Sims, 2021, S. Xf).

Die Östrogenkonzentration steigt nach dem Eisprung zwar nochmals leicht an, deren Wirkung wird jedoch durch Progesteron antagonisiert, was zu einer Verringerung der Serotoninkonzentration und deren positiver Wirkung führt (vgl. Kuhl, 2002, S.1).
In der zweiten Hälfte der Lutealphase kann es bei Frauen zum prämenstruellen Syndrom (PMS) kommen. Das PMS gilt als Überbegriff für speziell in dieser Zeit auftretenden Beschwerden. Somatische Beschwerden wie Verdauungsprobleme, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Brustspannen, Rückenschmerzen und psychische Beschwerden wie Stimmungsschwankungen, Angst, Unruhe, Depressionen gehören neben vielen weiteren unspezifischen Symptomen zu den häufigsten Beschwerden. «Man kann davon ausgehen, dass etwa 50% aller Frauen im geschlechtsreifen Alter über mehr oder weniger ausgeprägte körperliche und psychische Veränderungen in der zweiten Zyklushälfte berichten» (Kuhl, 2002, S.18).
Die genauen Gründe für das Auftreten der verschiedenen Symptome konnten wissenschaftlich noch nicht eindeutig eruiert werden, obwohl es diverse biomedizinische und psychologische Erklärungsansätze gibt. Nennenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Progesteron zur Synthese weiterer Hormone wie beispielsweise Östradiol (Östrogen), Testosteron und Cortisol benötigt wird und in der aktuellen Wissenschaft folglich ein Zusammenhang zwischen (chronischem) Stress und Hormonungleichgewicht gesehen wird (vgl. Oberle, 2021, S.32).
Menstruationszyklus und hormonelle Verhütung
Verhütet eine Frau mit hormonellen Kontrazeptiva wie der sogenannten Antibabypille oder einem Vaginalring, durchläuft diese keinen natürlichen Menstruationszyklus. Hormonelle Kontrazeptiva wirken entweder als Kombipräparat über die Zufuhr von Östrogen und Gestagen oder als Monopräparat über die Zufuhr von Gestagenen. Die Einnahme von synthetischem Östrogen führt zu einer FSH-Inhibition und folglich zur Unterdrückung des Eisprungs. Durch die Einnahme von synthetischen Gestagenen wird dem Körper suggeriert, er befände sich in der Lutealphase, eine Phase in der weder ein Eisprung, noch eine Eireifung stattfindet. Die Hormonspirale setzt durch ihre intrauterine Lage zwar eine, im Vergleich zur «Pille», niedrigere Gestagen Menge ab, dennoch können laut Information des Herstellers Eireifung und Eisprung negativ beeinflusst sein und bei einem kleinen Teil der Frauen der Eisprung unterdrückt werden. Auch bei der Zufuhr von synthetischen Gestagenen wird bei rund einem Drittel der Frauen eine ungünstige Veränderung der Stimmung beobachtet (vgl. Kuhl, 2002, S.15), jedoch weisen diese Frauen aufgrund ihres unterdrückten Zyklus keine verschiedenen Zyklusphasen auf.
Literatur
Kuhl, Herbert (2002): Sexualhormone und Psyche — Grundlagen, Symptomatik, Erkrankungen, Therapie, Stuttgart, Deutschland: Thieme
McLaughin, Jessica E.: Menstruationszyklus, MSD Manual [online], https://www.msdmanuals.com/de/heim/gesundheitsprobleme-von-frauen/das-weibliche-fortpflanzungssystem/menstruationszyklus [abgerufen am 23.3.2023]
Miyamoto, Mana et al (2021): Relationship among Nutritional Intake, Anxiety, and Menstrual Irregularity in Elite Rowers, Pubmed [online], https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34684430/ [abgerufen am 22.03.2023]
Neuner, Sylvia (2021): Titelblatt, Originalfoto von Sylvia Neuner bearbeitet, Süddeutsche [online], https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/zyklus-sport-frauen-menstruation‑1.5420533?reduced=true [abgerufen am 15.06.2023]
Oberle, Sina (2021): Der Zykluscode, 2. Auflage, Stuttgart, Deutschland: Komplett Media
Pucci, Marta (Datum unbekannt): Illustration Abbildung 2, Clue [online], https://helloclue.com/de/artikel/menstruationszyklus/menstruation-vs-zyklus-fuer-was-stehen-die-begriffe [abgerufen am 22.03.2023]
Sims, Stacy T. (2021): Peak — Performance für Frauen, 2. Auflage, Kander, Deutschland: Unimedica
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