«Longboarden und skaten ganz unter Frauen» ist das Motto der Women’s Longboard Camps. Annina Brühwiler nahm am Camp in Portugal teil und machte bald schon ihre ersten Slides. Daneben lernte sie noch andere Dinge – zum Beispiel, dass Longboarden nicht nur etwas für durchgeknallte Teenies ist.
Ich habe mein Ziel erreicht! Nach einer Woche intensivem Training konnte ich meine ersten Slides, das heisst, einigermassen kontrolliert auf den Rollen herumrutschen. Dank hilfreichen Tipps der Instruktorinnen und der motivierenden und gelassenen Stimmung unter den Teilnehmerinnen wurden die anfänglichen Misserfolge leicht weggesteckt und am Ende folgte ein Erfolgserlebnis auf das andere. Ich konnte endlich eine steile Stasse runterbrettern und in die Kurven sliden. Andere Skaterinnen wiederum standen nach dem Camp ihre ersten Ollies, konnten einen Pumptrack fahren und beherrschten nun die Fussbremse im Schlaf. Im Longboard-Camp lernten wir jedoch weitaus mehr als zu fahren, zu bremsen und Tricks.
Set Up- und Erste-Hilfe-Kurs
Bereits vor dem ersten Skate-Workshop lernten wir unser Brett besser kennen. In einem Set Up-Kurs zerlegten wir das Brett in seine Einzelteile wie Kugellager, Rollen, Achsen, Speedring und Spacer und lernten den Basic-Wortschatz rund ums Skaten. Auch ein Erste-Hilfe-Kurs stand auf dem Programm. Stabile Seitenlage, Transportgriffe oder Druckverband wurden uns nochmals von der Rettungssanitäterin und Skaterin Luisa erklärt, bereichert mit schaurigen Geschichten über Skate-Unfälle. Glücklicherweise mussten wir das Gelernte nicht anwenden. Alle Teilnehmerinnen blieben unverletzt.
Longboarden ist etwas für gestandene Frauen
Irgendwie hatte ich bei der Anmeldung das Gefühl, mit meinen 24 Jahren die Oma im Camp zu sein. Das Gegenteil war jedoch der Fall: Ich war das Camp-Küken. Die anderen Teilnehmerinnen waren zwischen 25 und 39 Jahre alt, einige komplette Anfängerinnen. Dies erstaunte mich am Anfang extrem. Daraus lernte ich jedoch einmal mehr, dass man nie zu alt ist, etwas Neues auszuprobieren. Das nahm mir den Druck weg, alles gleich auf Anhieb können zu müssen. Hinzu kam, dass die Teilnehmerinnen die verschiedensten Hintergründe mitbrachten. Das Feld reichte von Ärztinnen und Psychologinnen über Verkäuferinnen und Pflegefachfrauen bis hin zu Architektinnen. Das hat meinen Blick auf den Longboard-Sport entscheidend verändert. Skaten und Longboarden ist nicht nur was für durchgeknallte Teenies sondern auch für gestandene (und vielleicht trotzdem etwas durchgeknallte) Frauen. Und schliesslich gibt’s beim Skaten für jeden Typ Frau etwas. Auch im Women’s Longboard Camp. Wer nicht wie ich mit 50 Sachen den Berg runtersausen und Sliden lernen wollte, konnte andere Workshops besuchen. Einige gingen lieber in den Skatepark, andere fuhren an der Strandpromenade von Sintra einen Slalom-Parcours oder versuchten sich im «Dancing», dem Herumtanzen mit und auf dem Brett.
Nach dem Camp ist vor dem Camp
Nach einer intensiven Woche mit viel Muskelkater, Klebeband, Sonne, Hinfallen, Herumrutschen und Aufstehen, Tiefschlägen und Erfolgserlebnissen, Spass, gutem Essen und der Erinnerung an eine grandiose Skate-Woche in Portugal geht es mir gleich wie wahrscheinlich den meisten anderen Teilnehmerinnen: Ich bin stolz darauf, mein Ziel erreicht zu haben. Ich bin erstaunt, wie viel ich innerhalb einer Woche lernen konnte. Ich bin froh, gesund und an einem Stück geblieben zu sein. Ich bin traurig, weil es schon vorbei ist. Und ich freue mich riesig auf das nächste Women’s Longboard Camp.
Das nächste Women’s Longboard Camp findet vom 2. bis zum 6. Juni 2016 in Stuttgart (D) statt, ein weiteres vom 13. bis zum 19. August 2016 in Aillon-de-Vieux (F). Weitere Informationen auf www.womenlongboardcamp.com