Selbstreflexion ist ein grosses Wort. In aller Munde fühlen wir uns zugegebenermassen manchmal etwas erschlagen und es gelingt uns nicht, dieses so wichtige Tool durch und durch in die Tat umzusetzen.
Doch keine Angst, damit bist du nicht alleine. Manche von uns kennen wohl die Situation: Man hat einen wunderschönen Tag voller Erfolgserlebnisse draussen in der Natur. Doch dann passiert ein kleines Missgeschick und all das Positive ist vergessen. Wir hinterfragen, wieso wir dieses oder jenes nicht geschafft haben und stellen die negativ behaftete Situation in den Vordergrund. Natürlich ist es gut, aus Fehlern zu lernen und genau solche Momente zu reflektieren. Doch wie w re es, den ganzen tollen Dingen ebenfalls genau soviel, wenn nicht sogar mehr Wichtigkeit zuzuschreiben? Ob das der richtige Ansatz ist, was man überhaupt unter Selbstreflexion versteht und einige Tipps für deine eigene Selbstreflexion-Praxis habe ich hier für dich zusammengetragen.
Was ist Selbstreflexion?
Selbstreflexion setzt sich zusammen aus den Wörtern Selbst und Reflexion. Es bezieht sich also auf die eigene Person, das Innen, das im Gegensatz zum Aussen, der Umwelt, steht. Reflexion leitet sich vom lateinischen Wort “reflexio” ab und bedeutet “zurückbeugen” / “widerspiegeln”. Man kann also sagen, dass Reflexion das Nachdenken und Überdenken ist. Eine Selbstreflexion bezieht diese Betrachtung auf die eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungen. Man könnte Selbstreflexion also auch als bewusste Selbstwahrnehmung, -betrachtung und -erfahrung bezeichnen. Eine regelmässige, ehrliche Selbstreflexion hilft nicht nur, das Selbstwertgefühl zu stärken, sondern ausserdem zu mehr Zuversicht und Erfolg im Leben. Sich in Selbstreflexion zu üben ist also zielführend und geschieht zum besseren Verständnis des Selbst. Im Gegensatz zur Selbsterkenntnis, die gegenwärtig stattfindet, ist die Selbstreflexion ein andauernder Prozess, der das Leben stetig begleitet.
Welche Ziele und Ergebnisse lassen sich durch Selbstreflexion erreichen?
Kennst du das Gefühl, wenn du dich fragst: “Wieso reagiere ich auf eine bestimmte Art und Weise? “Warum habe ich in solchen Situationen diesen oder jenen Gedanken?” “Wie kann ich besser von Positivem lernen, anstatt an Negativem zu verzweifeln?” Selbstreflexion kann dir darauf eine Antwort geben, ersetzt – das möchte ich aber an diesem Punkt festhalten – bei ernsthaften Problemen nicht das Gespräch mit einer Therapeutin.
Zusammenfassend kann dir Selbstreflexion also dabei helfen, dich selbst besser kennen zu lernen. Daraus resultiert, dass du Entscheidungen gut triffst und demnach in Einklang mit deinen Bedürfnissen lebst. Du erkennst, wo deine Lebensvision dich hinführen soll, siehst deine Stärken und Schwächen klar. Ein besserer Umgang mit Konflikten, Vertrauen in dich und deine Handlungen und damit einhergehend ein glücklicheres Leben für dich und deine Umwelt. So schön das alles klingt, weiss ich aus eigener Erfahrung, dass all die guten Vorsätze oft zu schnell wieder verloren gehen. Manchmal weiss man gar nicht, wo man anfangen soll, oft hat man “besseres zu tun” oder verliert sich im Aussen, wobei es doch so wichtig wäre, das Innere in Ruhe und Einklang zu bringen. Lasst uns also genauer betrachten, wie Selbstreflexion nachhaltig angewandt werden kann.
Wie funktioniert Selbstreflexion?
Bewusst beleuchten wir uns selbst und setzen uns mit unserem Sein auseinander. Dabei ist es interessant, nicht nur die negativen Erlebnisse, Gefühle, Handlungen zu betrachten, sondern die positiven zu verstärken. Geschrieben, mündlich oder mental – wie du die Selbstreflexion durchführst, das bleibt dir selbst überlassen. Gerade zu Beginn deiner Selbstreflexions-Reise hilft es jedoch, die Wörter und damit deine Gedanken klar vor Augen zu haben, um sich deren wirklich bewusst zu werden.
7 Tipps für die schriftliche Selbstreflexion
Schaffe dir eine angenehme Atmosphäre. Zünde dir ein paar Kerzen an, koch dir deinen Lieblingstee und nimm dir ein angenehmes Kissen zum Sitzen. Achte darauf, während deiner Selbstreflexions-Zeit ungestört zu sein.
Hole dir anregende Fragen aus Literatur oder dem Internet. Solltest du das Gefühl haben, dass du nicht weisst, wo du beginnen sollst, dann kann es hilfreich sein, sich bereits vorgefertigte Reflexionsfragen niederzuschreiben und diese durch journaling zu beantworten. Oft ergibt sich durch den Schreibfluss ein bestimmtes Thema, das du n her beleuchten möchtest.
Schalte dabei dein Handy auf Flugmodus und stelle dir einen Alarm von 5 oder vielleicht sogar 15 Minuten und lass dich in dieser Zeit nicht ablenken. War dir die Zeit zu kurz? Sehr gut. Schreib einfach weiter.
Schliesse deine Selbstreflexions-Praxis mit der positiven Erinnerung ab. Betrachte diesen Tag als “erledigt” und versuche so gut wie möglich, nicht mehr über diese Erlebnisse, die in der Vergangenheit liegen, nachzudenken, sondern in der Gegenwart zu bleiben. Lass Selbstreflexion zu einer Routine werden. Routinen benötigen einen festen Zeitpunkt, Ort und eine regelmässige Wiederholung.
Schreibe einfach drauf los und beurteile im ersten Schritt nicht. Lass deine Gedanken einfach fliessen und unterstreiche bereits Wörter, die dir besonders wichtig erscheinen. Es müssen keine ganzen Sätze sein. Fehler sind erlaubt. Das Schreiben dient alleinig dir selbst und ist kein Test!
Hast du deinen Schreibfluss beendet, so lies dir deine Gedanken noch einmal von Anfang an in Ruhe durch. Frag dich dabei: -> Worauf liegt mein Fokus? Welches Thema, welche Situation scheint mich besonders zu beschäftigen? Betrachte diese mit etwas Distanz und ganz neutral: Wie möchtest du nächstes Mal vorgehen? -> Sei nicht zu hart zu dir selbst und behalte im Kopf, dass du gut bist, so wie du bist. Lass deine Selbstreflexion nicht in Selbstkritik oder gar -hass übergehen! -> Reflektiere besonders die positiven Erlebnisse: Was habe ich genau getan? Wie habe ich das richtig gemacht? Wie hat sich das angefühlt? Was nehme ich aus dem Erlebnis für mich mit?
Selbstreflexion sollte als Seelenfürsorge gesehen werden, nicht ausschliesslich als Optimierungsprozess. Zu oft wollen wir in unserem Leben mehr erreichen, mehr haben, besser sein… Durch Selbstreflexion erfährst du dich selbst und legst das Erlebte dann ab, um leichter zu sein. Es zielt darauf ab, deinen Handlungen Sinnhaftigkeit zu verleihen und nicht, wie so oft angenommen, um dich selbst zu optimieren. Versuche das Ritual der Selbstreflexion als Belohnung für dich zu festigen und du wirst sehen: schon bald wirst du sie nicht mehr aus deinem Leben wegdenken können.
