Vorbereitung, Umgang & Entscheidungs Bewusstsein im Backcountry Terrain!
Wir lieben sie alle, diese pulvrig verschneiten Hänge, in welchen wir uns diese sogenannten “First Lines” heraussuchen! Momente, die uns zutiefst erfüllen, die jedoch gut geplant und mit viel Bewusstsein erlebt werden sollten.
Der Tiefschnee und das Erleben abseits der gesicherten Piste ist pure Leidenschaft, bringt jedoch auch eine Vielzahl von Gefahren mit sich. In diesen folgenden Zeilen findest du einen ersten Einblick, wie du diese Gefahren minimieren kannst, um dein Restrisiko möglichst klein und deine Sicherheit möglichst groß zu halten. Wer jedoch neben der gesicherten Piste im Backcountry Terrain erleben möchte, sollte sich aktiv diesem Thema widmen und sich stetig weiterbilden in Kursen zum Thema Tourenplanung, Lawinenkunde und Rettung. Mit der Klimaerwärmung und den stetig neuen Gegebenheiten, hat man in diesen Themen nie ausgelernt. Dazu ist jeder persönliche Erfahrungswert im Gelände unglaublich wertvoll, wobei wir nach dem von Grund auf richtigen lernen auch erleben müssen. Lasst uns nun starten, mit dieser so wichtigen Tourenplanung.
TOURENPLANUNG 3 X 3
Die Tourenplanung ist sehr essentiell für deine Sicherheit am Berg, wobei du damit dein Bewusstsein aktivierst und in drei verschiedenen Faktoren denkst: Verhältnisse, Gelände & Mensch.
Analysiert, geplant und reflektiert wird zuerst Zuhause in warmer und sicherer Atmosphäre, danach vor Ort z.B beim Parkplatz oder an der Bushaltestelle am Startpunkt, wie auch stets im Gelände. Das Ziel von diesem 3 x 3, ist, dieses Restrisiko möglichst zu minimieren, sich stets über die Lage in Bezug zum Wetter, Schnee, der Topografie und den damit fließenden Bergfreunden bewusst zu sein. Gehört diese Tourenplanung aktiv in ein Offpist Erlebnis mit eingebunden, steigern wir nicht nur unsere Sicherheit im unberührten und nicht gesicherten Terrain, viel mehr stärken wir unser Bewusstsein.
Faktor Verhältnisse
Beim Faktor Verhältnisse spricht man vom Wetter, Niederschlag, Temperatur, Sicht und Wind. Sicherlich einer der schwereren Teile deiner Planung, wobei es hier hilfreich sein kann, sich stetig mit dem Wetter zu befassen, womit ein Bewusstsein für den gefallenen Schnee entstehen kann. Dazu empfiehlt es sich, mit vertrauten Wetter-Apps zu arbeiten, diese jeweils zu vergleichen und dabei nicht auf eine App zu vertrauen. Dazu ist das aktive Lesen des Lawinenbulletin essentiell, unten findest du alle Online Plattformen in deiner Region. Zusätzlich lohnt es sich, sich vor Ort in der Destination selbst zu informieren.
Lawinenberichte Schweiz: WhiteRisk — slf.ch
Lawinenbericht Österreich: Lawine.at — Lawine.report.at — Alpenverein-austria.at
Lawinenbericht Deutschland: Alpenverein.de — Alpin.de — Lawinenwarndienst-bayern.de
Bei den einen Plattformen gibt es auch die Möglichkeit zur Nutzung einer App)
Die meisten Apps und Webseiten können kostenfrei (begrenzte Ansichten) oder kostenpflichtig genutzt werden. Beim Ansehen deiner gewünschten Region findest du das sogenannte Lawinenbulletin mit detaillierten Angaben zur momentanen Lawinen- und Wetterlage wie auch den möglichen Gefahren.
Mehr zu den Gefahrenstufen
Kommuniziert wird in 5 verschiedenen Gefahrenstufen, wie auch den damit fließenden Farben. Mit viel Erfahrung und einer guten Tourenplanung, können wir bis zur Stufe ERHEBLICH neben der Piste erleben. Ab der Gefahrenstufe GROSS empfiehlt es sich, auf der gesicherten Piste zu genießen und das Backcountry Erlebnis zu vertragen — Das Risiko ist hier schlichtweg zu Groß.
Die grafische Darstellung unten zeigt dir, welche Gefahrenstufen ein Lawinenrisiko darstellen: Ganz unten haben wir die Gefahrenstufen GERING, MÄSSIG, ERHEBLICH und GROSS. Das Lawinenbulletin zeigt dir bei deiner Planung, welche Gefahrenstufe in deiner gewünschten Region am jeweiligen Tag besteht. Auf der rechten Seite dieser Illustration siehst du dazu die Hangneigung. Kombinierst du diese beiden Ansichten, entsteht deine Information zur Risikobereitschaft.
Hangneigung: steil = 30° | sehr steil = 35° | extrem steil = 40°
Faktor Gelände
Und wo sind jetzt nochmals die Nord-Süd-Hänge? Kartenlesen und die dazu fliessende Topographie soll gelernt sein, den JA, dieses Thema braucht Zeit, Erfahrungswerte und Geduld. Früher im Fokus auf die Print Karte, verlegen wir unsere Tourenplanung heute vermehrt auf Online Tools. Ist das gut? Nun, es bietet uns unglaublich viel Wissen auf einen Blick. In den Online Tools können wir z.B Hangneigungen über 30° anzeigen lassen, wichtige Informationen zur Natur und Wildruhezone und vieles mehr. Sind wir jedoch nicht mehr im warmen Zuhause vor unserem MacBook, ist der Aku auf dem Smartphone bei Wind und Wetter vielleicht aus dem nichts leer. Unsere Empfehlung ist es daher, immer beide Optionen mit dabei zu haben.
Die Legenden einer Karte können zwischen verschiedenen Anbietern variieren. Hierbei ist die Darstellung der Hangneigung ab 30° ein unglaublich gutes Tool (welche auch meist auf Print Skitourenkarten ersichtlich sind), da die Hangneigung meist ausschlaggebend ist für viele Entscheidungen betreffend Aufstieg wie Abfahrt in Bezug auf die Lawinensicherheit.
Höhenkurven auf der Kartenansicht, schenken uns einen wichtigen Einblick in die Höhenunterschiede im Gelände. Einerseits wichtig im Bezug zu den dazufliessenden Höhenmeter einer Tour, aber auch entscheidend für den mit der Zeit entstehenden 3D Blick einer Karte. Ein geübtes Auge kann sich mit den verschiedenen Legenden und Höhenkurven, dass Gelände ganz genau vorstellen. Hierbei wichtig zu wissen, ist je näher die Höhenkurven zusammen liegen, umso steiller ist das Gelände. In dieser Darstellung siehst du eine Kartenansicht mit den Höhenkurven und darüber die 3D Ansicht, für dein Verständnis.
Entfernung messen
Nachdem du weist wie das Wetter sein wird, was der Schnee so gemacht hat in der Vergangenheit und wie die Topographie so ausschaut in der Destination die du gerne erkunden möchtest, ist es an der Zeit eine Tour zu definieren und diese zu bemessen.
Um eine Distanz möglichst genau zu definieren, kannst du mit den verschiedenen Online-Tools deine Tour planen und erhältst danach die genaue Anzahl der Höhenmeter vom Auf- und Abstieg wie auch die Distanz (Kilometer) und auch gleich die Zeitangaben. Um das jedoch auf einer Printkarte lesen zu können, solltest du dich zuerst vergewissern, ob diese eine 1:50‘000 oder eine 1:25‘000 Karte ist.
Dazu sind folgende Richtlinien für die Höhenmeter und Distanz wichtig:
Pro Stunde Aufstieg = ca. 400 Höhenmeter
Pro Stunde Abstieg = ca. 500 Höhenmeter
Durchschnittliche Distanz pro Stunde Gehzeit = ca. 4 Kilometer
Pro Stunde Abfahrt mit Ski/Snowboard = ca. 1‘000 Höhenmeter
Dies sind jedoch nur Richtlinien, gerechnet ohne Pausen. Was bedeutet das bei jeder berechnung einer Tour genügend Zeit für Pause zusätzlich gerechnet werden müssen.
Hier ein Beispiel für dich, für eine Formel der Gesamtgehzeit:
Für eine Tour mit 600 Höhenmeter (1.5 Stunden) und einer Distanz von 4 Kilometern (1 Stunde) rechnet man: 1.5 Stunden Höhenmeter + 1 Stunde Distanz = 2.5 Stunden reine Gehzeit (exkl. der Abfahrtszeit und Pausen)! Wie du siehst werden die Höhenmeter mit der Distanz addiert.
Um jedoch diese Zeitwerte überhaupt definieren zu können, rechnest du entlang der eingezeichneten Tour alle Quadrate (oder auch Maßstäbe) gennant, in der Karte zusammen. Wobei 4cm auf der 1:25‘000 Karte einem Kilometer entsprechen. Dazu kommen natürlich noch die Höhenmeter die du aus der Karte herausliest, in dem du die Differenz der Höhenmeterangaben bei deinem Startpunkt und deinem Ziel ausrechnest.
Faktor Mensch
Beim letzen Faktor, sprechen wir von den wichtigsten Entscheidungsträgern — die Bergfreunde. Wer ist mit dir unterwegs, welches Wissen bringt jede einzelne Person mit, welche Ausdauer und welche Mentale Stärken. Je besser wir die Menschen kennen, die mit uns Off-Pist unterwegs sind, umso mehr Sicherheit können wir generieren. Dieser Faktor gehört stettig kontrolliert, wie bereiten wir uns gemeinsam vor im Voraus, wie geht es uns vor Ort und wie verändern wir uns vielleicht unterwegs? Statistiken belegen, dass vor allem wir Frauen hierbei ein gutes Bauchgefühl haben. Wir aber leider oftmals die unerfahrenensten der Gruppe sind und das aussprechen von diesen Gedanken oftmals nicht einfach ist. Viele tragische Lawinenopfer hätter vermieden werden können, mit mehr Ehrlichkeit und Transparenz , wobei wir jedem sehr ans Herzen legen: Nutz deine Stimme!
Onlineausbildungen die wir sehr empfehlen:
DAS WICHTIGSTE FÜR DEINEN START
Ausbildung, Ausbildung & nochmals Ausbildung! Nutz das Angebot in deiner Lieblings Destination und schenk deinem Wissen mehr Tiefe.
Schneebretter und Lawinen entstehen in einer Hangneigung ab 30°, sei dir dass bewusst bei deiner Planung, dem Entscheid deiner Aufstiegsroute und auch beim Genuss deiner Abfahrt.
Ohne Lawinenausrüstung kein Off-Pist Erlebnis, mit kein meinen wir KEIN! Dazu ist es wichtig dass du weißt, wie du mit deinem LVS, der Sonde und der Lawinenschaufel richtig umgehst. Wo und wie du in einem Notfall alamierst und wie eine Partner Rettung im besten Fall ablaufen sollte. Dazu möchten wir uns nochmals an den ersten Tipp erinnern — AUSBILDUNG! Wie auch Bewusstsein schaffen, dass jeder deiner BergfreundInnen ausgerüstet sein muss und das nötige Fachwissen mitbringen sollte.
Bei einer Lawine zählt jede Minute, man spricht von den ersten 15 Minuten, die unglaublich essentiell sind und über das überleben entscheiden. Nach diesen ersten 15 Minuten, nimmt die überlebenschance rapide ab. Eine Partner Rettung ist daher unglaublich wichtig und soll geübt sein, den eine Rettung aus der Luft kann nur bei guter Sicht anfliegen und benötigt je nach Ort mindestens 20 Minuten.
Plane bei deiner Tourenplanung immer einen Plan B und C mit ein, falls eure Wunsch Route nicht funktioniert. Es ist okay, eine Abfahrt nicht zu fahren oder zu einem Gruppenentscheid NEIN zu sagen.
Und zum Schluss, denk daran: Die Berge bleiben für immer, geh mit deinen Entscheiden bewusst um & geniesse!
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