Allein auf Wanderschaft: Etwas wagen, was ich mir nicht zutraue.
Den Entschluss ‘allein auf Wanderschaft zu gehen’ traf ich zu einer Zeit, in der es mir gut ging, ich mich aber irgendwie nicht wirklich sicher und verbunden mit mir selbst gefühlt hatte. Das erste Mal dachte ich über mein Vorhaben im ersten Corona Winter 2020/21 nach. Den Sommer über habe ich die Schweiz mit ihrer Wahnsinns Natur neu kennen und lieben gelernt. Ich hatte mein 100% Pensum auf 90% reduziert und nahm mir von da an jeden zweiten Freitag ein neues Ziel vor. „Somewhere in nature“ ist mein Slogan für meine FREItage. Es gab bis dahin bereits Tagestouren, die ich allein machte. Mal Wandern, mal eine Rennradtour… doch wie ist es, wenn man längere Zeit allein ist?
Das heutige digitale Leben lässt praktisch keinen Platz übrig für dich und deinen Geist, deinen Körper, deine Gefühle… Ich muss mich aus meiner Komfort Zone raus bewegen, mich selber challangen um über mich hinaus zu wachsen. Ich beschloss also wandern zu gehen. Allein. Autark zu sein und mich mit mir selbst auseinander zu setzen. Ein klassisches Stadtkind wagt sich in die Natur.
So suchte ich mir einen Weg aus, auf dem ich mich hoffentlich wohl fühlen würde. Ich entschied mich für den Jura Höhenweg, der sich über den gesamten Schweizer Jura erstreckt. Zur Tour brach ich Ende August auf. Dass sich der Weg in der Schweiz befindet, hat mir die Sicherheit gegeben, welche ich innerlich für mein Vorhaben benötigte.
Von Dielsdorf nach Nyon
Die Vorbereitungen stellten sich als gar nicht so einfach dar. Ein Zelt musste her, Schlafsack und Matte. Kochen wollte ich anfangs auf offenem Feuer, das war mir dann aber zu mühsam und ich kaufte mir einen Gaskocher. Was muss man sonst noch alles mitnehmen, was muss man beachten, auf welche Gefahren muss man vorbereitet sein? Am Ende war mein Rucksack viel zu schwer und ich hatte einiges dabei, was ich nicht unbedingt brauchte. Doch: Lernen durch Schmerz. Heute weiss ich es besser und habe mein Gepäck optimiert.
Das Wildcampen ist in der Schweiz nicht generell verboten, doch sehr weit verbreitet. Allerdings stören sich die wenigsten über ein Zelt, welches keinen Dreck hinterlässt und nur eine Nacht steht. Im Wald kann man sich gut tarnen, man sollte also nicht gleich neben einem Weg campen, wenn es sich vermeiden lässt. Auf einem gemähten Feld ist es meist auch kein Problem, aber ich frage zur Sicherheit immer den Bauern um Erlaubnis. Wenn es mal stark regnet, ist der Stall eines Bauern auch eine Option und der trockene Platz könnte durch Fragen möglich gemacht werden. Es gibt Schutzzonen, welche auf jeden Fall beachtet werden müssen, alle detaillierten Informationen dazu findest du hier!
Im Jura haben wir noch ein weiteres Problem, denn an vielen Stellen kann das Wasser aus den Brunnen nicht getrunken werden. Ich hatte knapp 3L dabei. Man kommt also nicht um das genaue Planen drum rum, wann man wo Einkaufsmöglichkeiten hat. Dazu habe ich immer einen Abfallsack dabei, um die Natur auch als solche zu respektieren.
Was sonst noch in meinem Rucksack zu finden ist:
- Das MSR Zelt Hubba Bubba für 2 Personen
- Schlafsack Comfort 0° & Matte
- Wanderstöcke (verstellbar)
- Kochtopf, Gas Flasche, Gasflaschenaufsatz
- Sackmesser, Löffel/Gabel, Feuerzeug
- Microfasertuch, um das Zelt vom Morgentau zu befreien
- Karabiner und kleines Spannset (man weiss ja nie)
- Rettungsdecke
- Blasenpflaster, Jod, Entzündungshemmende Crème, Sonnencrème, Mückenspray, Antipic, Pinsette, Stützstrumpf fürs Knie
- Nessesaire: Zahnbürste, Deo, PH neutrale Seife, Periodentasse, Zahnpasta, Nivea Crème, Taschentücher
- Powerbank, Stirnlampe, Ladekabel für Garmin Uhr und iPhone
- 2 Unterhosen, 2 Wandersocken, 1 Schlafsocken, 1 lange Leggings, 1 lange Leggings zum Schlafen, 1 kurze Hosen, 2 Baumwoll T‑Shirts, 1 Pullover, 1 Daunenjacke, 1 Sport BH, 1 Schal (dünn), 1 Halstuch, 1 Mütze, 1 Sonnenhut, 1 Sonnenbrille, 1 Regenjacke, Gamaschen, Trekking Schuhe
- Trinksack 2L, Trinkflasche 0.75L, Beutel für Essen (Inhalt nach Gelüsten)
- Rucksack 36L, Regenschutz
- Waschlappen
Auf der Tour gingen mir tausende Gedanken durch den Kopf, ich nahm mich und meine Umgebung viel bewusster war. Spannende Begegnungen und tolle Gespräche entstanden auf den 300km, 14 Tagen, 13900hm Auf/- und 13900 Abstieg. Ich kam mir und meinem Bewusstsein einen Riesenschritt näher und ich habe Erkenntnisse davon erhalten, welche mich heute, ein Jahr nach meiner Tour, noch immer mit Stolz, Mut und Willenskraft beflügeln. Die Zeit mit sich, mit der Natur und reduziertem Handykonsum würde jedem und jeder enorm viel bringen. Ich kann diese Auszeit allen wärmstens empfehlen.
Trotz, dass ich alleine und als Frau unterwegs war, kam ich mir nie unwohl vor, im Gegenteil! Die Begegnungen auf den Hütten, den Wanderwegen und Gipfeln gaben mir neue Kraft und bestärkten mich in meinem Tun.
Eine wundervolle Erfahrung, die vielleicht auch dich ermutigt Allein deinen Wünschen nachzugehen!
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